Wir sind es alle leid, oder? Die 4. Welle geht an die Nerven, weil wir doch gefühlt schon wieder zurück in der Normalität waren. Jetzt also wieder Homeoffice. Aber was ist in diesen unübersichtlichen Zeiten eigentlich noch „normal“?
In den nächsten Wochen gehen wir bei #KopfherzHand der Frage nach, wie wir mit den Auswirkungen der #Corona-Krise als #Führungskräfte und Mitarbeitende in unseren Organisationen umgehen können. Wir sind der Überzeugung, dass sich Führungskräfte in Unternehmen gerade jetzt wichtige strategische Frage stellen sollten:
1. Wollen wir die Corona-Krise als Schicksal oder Chance begreifen?
Die Corona-Krise ist eine kollektive Erfahrung, auch wenn die einzelnen Schicksale und Erfahrungen sehr unterschiedlich sein können, allein schon in welchem Land oder Bundesland wir leben, ob wir schulpflichtige Kinder haben und was wir beruflich so machen. Diese kollektive Krisen-Erfahrung verbindet und sie hat uns alle in eine „Ausnahmesituation“ gestürzt. Nach rund zwei Jahren „Ausnahme“ stellt sich die Frage, wie wir die Erfahrung einordnen wollen. Ist das wirklich eine Ausnahme oder ist die Ausnahme die neue Regel, egal wie sie heißt?
Haben wir Einfluss auf die Situation oder sind wir machtlos? Wir sehen sowohl für Führungskräfte als auch für Mitarbeitende Möglichkeiten, die Situation nachhaltig zu beeinflussen und zu gestalten.
2. Wie stellen wir uns die Normalität mit Corona vor?
Die Corona-Krise hat in einer atemberaubenden Zeit „Glaubenssätze“ verändert, wie wir es uns vor zwei Jahren nicht für die nächsten 20 Jahre hätten vorstellen können. „Das können wir nicht am Telefon klären, dazu müssen wir uns sehen.“ „Videokonferenzen sind nur etwas für das C-Level, wir haben gar nicht die technischen Möglichkeiten.“ „Homeoffice funktioniert nicht.“ Man könnte diese Reihe noch lange fortsetzen.
Wir alle haben die Erfahrung gemacht, dass es doch geht. Und dass es mitunter sogar besser geht. Wie sieht im Lichte dieser Erfahrungen also die neue Normalität aus? So wie früher? Wir sehen in der Corona-Krise eine große Chance, aus einer „Zwangs-Digitalisierung“ eine selbstbestimmte „Digitalkultur“ zu entwickeln. Dazu sollten wir unsere Glaubenssätze überprüfen und uns fragen, wie wir uns entwickeln können, wenn wir uns trauen, das vorhandene technologische Potential auch kulturell auszuschöpfen. Das passiert aber nicht von selbst.
3. Welche Räume bieten wir Führungskräften und Mitarbeitenden, um die unterschiedlichen Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre zu teilen und zu nutzen?
In Gesprächen mit unseren Kunden hören wir immer wieder, dass es im Umgang mit den Corona-Regeln selbst innerhalb einer Abteilung je nach Führungskraft sehr unterschiedliche „Stile“ gibt. Die einen sind sehr ergebnisorientiert, „Wie und wo Du das machst, ist mir egal…“ die anderen bestehen auf regelmäßige Onlinemeetings und wieder andere haben sich sogar an digitalen Teambuilding-Massnahmen probiert. Wie auch immer die Praxis war oder auch ist. Es ist Zeit für eine systematische Auswertung und zwar aus den Perspektiven aller Stakeholder.
Um es vorwegzunehmen: Es gibt hier nach unserer Erfahrung keine „Standardlösung“. Je nach
Unternehmenskultur, Zusammensetzung der Mitarbeitenden, Internationalität der Teams, etc. werden hier andere Wahrnehmungen und Präferenzen zu stände kommen. Dennoch gilt es von einem „fremdbestimmten“ und „zufälligen“ Muster zu einem „selbstbestimmten“ und „intendierten“ Muster zu kommen, das den Mitarbeitenden, Teams und Organisationen die Gelegenheit gibt, die für sie passende Lösungen bewusst zu entwickeln und gemeinsam zu praktizieren.
4. Wie lassen sich gezielt Kompetenzen zur digitalen Führung und zum digitalen Teambuilding entwickeln – auf allen Hierarchieebenen des Unternehmens?
In der Corona-Krise wurde schonungslos offen gelegt, wie es um unsere „Digitalkompetenzen“ bestellt ist. Und zwar nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch in sozialer Hinsicht. Wie wir digitale Kanäle nutzen und zu nutzen in der Lage sind, ist nicht länger eine private Entscheidung. Gerade Führungskräfte, die keine „digital natives“ sind, sehen sich vor der Herausforderung, dass sich ihre Führungserfahrung nicht einfach ins „Digitale“ übertragen lässt. Das ist eine eigene Welt mit anderen Möglichkeiten und Restriktionen. „Wenn wir uns früher zufällig bei der Cafépause begegnet sind, konnte ich immer auch erfahren, wie es so läuft.“ Der Zufall und das Beiläufige lassen sich weniger selbstverständlich herstellen. Demgegenüber stehen Erfahrungen anderer Organisationen, demnach gerade digitale Medien erst Zufallsbegegnungen ermöglichen. „Unser C-Level lädt einmal im Monat zu einem „Chat“ ein, zu dem sich jeder anmelden kann.“ Eine weitere Herausforderung betrifft die „Heimkehr aus dem Homeoffice“. Viele Mitarbeitende sind auf den Geschmack gekommen und wollen gar nicht mehr 5 Tage die Woche ins office. Aus welchen Gründen auch immer: Digitale Führung und digitales Teambuilding werden aus dem Führungsalltag vieler Unternehmen nicht mehr wegzudenken sein. Die Kompetenzen dafür zu erlernen ist nicht nur ein persönlicher und fachlicher Gewinn. Es könnte die Führungs- und Unternehmenskultur bereichern. Und in vielen Unternehmen auch ein Beitrag zur viel beschworenen „Digitalisierung“ sein, die immer wieder an kulturellen Hürden scheitert.
5. Wie wollen wir uns für die nächste Krise besser wappnen?
Auch wenn wir mit Corona das Schlimmste vielleicht hinter uns haben. Nach der Krise ist vor der Krise und in Zeiten von VUCA braucht es vielleicht auch nur den ganz normalen Wahnsinn, um die Komfortzone nur noch vom „hören sagen“ zu kennen. Resilienz ist in dem Zusammenhang das neue Zauberwort. Wir glauben zwar nicht an Zauberei, aber an eine Haltung und an Kompetenzen, die es uns erleichtern, mit Stress umzugehen. Und egal ob der Grund Corona, VUCA oder der eigene Chef ist, Resilienz hilft Mitarbeitenden, Teams und Organisationen, besser mit der nächsten Ausnahmesituation umzugehen. Und sicher ist es nicht die EINE Maßnahme, sondern die Kombination der hier diskutierten Maßnahmen, die uns hilft. Denn eines ist sicher, die nächste Krise kommt bestimmt.
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